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»Varel« und »Sande« gründen Alterstraumazentrum



Nach der Pressekonferenz versammelten sich Ärzte, Geschäftsführung und die Mitarbeiter des Qualitätsmanagements zum obligatorischen Gruppenfototo vor dem Alters-Trauma-Zentrum.

Varel 22-06-2016 | Das Nordwest-Krankenhaus Sanderbusch und das St. Johannes Hospital präsentierten am 21. Juni 2016 ihr erstes gemeinsames Projekt, das sogenannte Alters-Trauma-Zentrum.

Peter Plettenberg, Chefarzt der Geriatrie in Varel, beschrieb die neue Konstellation als Erneuerung althergebrachter Strukturen, Stichwort "Sektordenken". Das Ziel ist es fachübergreifend zusammen als Team zu arbeiten und den Patienten selbst in den Mittelpunkt der Betrachtung zu stellen. 70 - 80 Prozent können so wieder in ihre gewohnte Umgebung gebracht werden, ein beachtlicher Erfolg, der zeigt, wie nachhaltig medizinische Therapien heute sein können, wenn man Veränderungen aktiv in Heilungsprozesse einbezieht.

Er selbst wies darauf hin, dass Geriatrie nicht gleichbedeutend mit Demenz ist, sondern eine umfassende Betrachtung des Patienten von der Anamnese bishin zur Nachsorge bedeutet.

Dr. Fehmer, [Fachdisziplinen: Chirurgie, Unfallchirurgie, Orthopädie, Spezielle Unfallchirurgie, Handchirurgie, NotfallmedizinUnfallchirurg in Sanderbusch], führte aus, dass man sich in Varel mit mehr Personal viel intensiver um die Pateienten kümmern könne, um sie möglichst früh wieder "auf die Beine zu bringen", sprich, sie zu mobilisieren. Dieses senkt im Endeffekt sogar die Sterblichkeitsrate, was ebenfalls ein Ziel dieser Teamarbeit ist.

Plettenberg wies nochmal daraufhin, das die geriatrische Komplexbehandlung sehr personalintensiv ist. Neben "normalen" Krankenschwestern und Pflegern benötigt eine Geriatrieabteilung eine spezielle Fachkraft, die, würde sie sich verändern, zur Folge haben würde, dass "der Laden geschlossen werden müsste". Diese speziell ausgebildeten Personen sind wohl die wichtigste Schnittstelle zwischen Arzt und Patienten. Sie sind nicht nur für die reine Pflege zuständig, sondern auch für die gesamtheitlich Beratung bishin zur Nachsorge, die nicht immer in der Klinik stattfinden muss, sondern auch als häusliche Pflege in der natürlichen Umgebung der Familie und der Pateienten dargestellt werden kann.

Fehmer beschrieb am Beispiel Osteoporose, wie effizient eine Vernetzung von der klinischen Behandlung, zusammen mit dem Osteoporose Netzwerk Nordwest bishin zur Arztpraxis sein kann. Diese Prophylaxe zahlt sich letztendlich auch für die Kostenträger aus, d. h. durch einen solchen Behandlungsstrang wird es zukünftig nicht mehr so viele "Rückläufer" geben, d. h. nicht so hohe Kosten für die Krankenkassen. Die Kostenträger müssten aber insgesamt für diese Behandlungsprozesse sensibilisiert werden, da mit dem demografischen Wandel zunächst einmal mehr Patienten zu erwarten sind.

Das Qualitätsmanagement ist ein wesentlicher Baustein im Gefüge der nicht ganz neuen Teamarbeit, die im Vorlauf der Einrichtung eines Alters-Trauma-Zentrums schon intensiv praktiziert und gelebt wurde. Plettenberg wies in diesem Zusammenhang auf die "grandiose" Zusammenabeit mit den Mitartbeitern hin.


Frank Germeroth und Heinz Hoffstede zeigten sich sehr zufrieden mit ihrem ersten gemeinsamen Projekt.

Frank Germeroth, Geschäftsführer des Nordwest-Krankenhaus Sanderbusch, unterstrich die Wichtigkeit einer Zertifizierung der interdisziplinären Zusammenarbeit. Schon bei der Aufnahme wird geguckt, ob Patienten anderweitig behandelt werden müssen. Der Prozeß des Qualitätsmanagements wird mit beiden Krankenhäusern gemeinsam vollzogen und soll Ende 2016 - Anfang 2017 offiziell mit der Zertifizierung beendet werden.

Dr. Junge [Oberarzt Unfallchirurgie und orthopädische Chirurgie, Varel] führte aus, dass eine Einrichtung, wie die eines Alters-Trauma-Zentrums, längst überfällig war. Weiter sagte er, dass sich der Austausch untereinander und fachübergreifend auch bei Kongressen größerer Beliebtheit erfreut und so in punkto Fortbildung inzwischen ein wichtiger Faktor geworden ist.

Die Krankenkassen zu überzeugen, so Peter Plettenberg, wird auch zukünftig eine Herausforderung sein, denn die passen genau auf, ob es sich um z. B. eine "Türschild-Geriatrie" handelt. In diesem Zusammenhang wies er daraufhin, dass man authentisch bleiben muss.

Auch Heinz Hoffstede, Geschäftsführer des St. Johannes Hospital Varel, unterstrich, dass die Patieneten gut behandelt werden müssen, wovon langfristig auch die Kostenträger, um es nochmal zu wiederholen, aus den vorgenannten Gründen profitieren werden. Auf die Frage, ob noch mehr Betten geplant seien, erwiderte er, dass man den Prozess noch nicht ganz zuende gedacht habe, der Platzbedarf aber letztendlich steigen wird. Die Zahl von 25 Betten könnte zukünftig verdoppelt werden.


Peter Plettenberg ist immer zufrieden, wenn die Entwicklung der gemeinsamen Arbeit weitere Früchte trägt.

Plettenberg machte deutlich, dass auch die Ernährung ein unterschätzter, aber sehr wichtiger Gesundheitsfaktor ist. Auch hier wird schon bei der Patientenaufnahme Prävention betrieben, damit z. B. Mangelernährung erkannt wird, die zu Muskelabbau führen kann, was der Patienten-Mobilität entgegenwirkt und so den Heilungserfolg, also die Reintegration in das gewohnte Lebensumfeld und somit der Selbständigkeit entgegenwirkt.

Die Gründung des Alters-Trauma-Zentrums könnte sich als Meilenstein in der zukünftigen Gesundheitslandschaft erweisen, die derzeitig häufig noch vom Kostendruck durch das Fallpauschalensystem gekennzeichnet ist. Fachbereiche definieren sich häufig noch über die Anzahl ihrer Betten, für Ärzte natürlich ein nicht unerheblicher Verdienstfaktor.

Die interdisziplinäre Denk- und Handlungsweise, die mit dem Alters-Trauma-Zentrum Varel-Sanderbusch intensiviert wird, könnte sich langfristig zu einem wichtigen Qualitätsfaktor für Krankenhäuser entwickeln, in dem das "Sektordenken" an Gewicht verliert und in das Patienten dann eher kommen, weil sie sich besser behandelt fühlen.

Das würde Ärzten und Kliniken gleichermaßen zugute kommen, denn dadurch ließe sich deren Auslastung steigern und würde so für etwas mehr Entspannung in Sachen Wirtschaftlichkeit sorgen.

Ein wichtiger und wahrscheinlich wegweisender Anfang wurde am 21. Juni 2016 in Varel gemacht.

Wolf-Dietrich Hufenbach


Quelle: Bürgerportal Wilhelmshaven | 22-06-2016